9.         Quo Vadis JOTA?

 

Es ist ein Fakt: Der Amateurfunk in Europa leidet unter Nachwuchssorgen! Für einen Außenstehenden erscheint Amateurfunk auf den ersten Blick als ein reines Sammelsurium geballter, unbekannter Nachrichten- und Funktechnik, nur zu beherrschen durch fachkundige Spezialisten. Aber: als normaler Handybesitzer lassen sich genauso gut (und zwar mit besserer Sprachqualität!) Verbindungen in alle Welt aufbauen. Das Morsen – von vielen Alt-Funkern als „die einzig wahre“ Betriebsart dargestellt, ist ohne Zukunft („Radio Norddeich“ stellte seinen Betrieb für den deutschen Schiffsfunk zugunsten der Satellitenkommunikation ein).

 

Warum hält das Weltbüro dennoch an der Veranstaltung „JOTA“ fest?

 

Auch wenn es nie die Entdeckung der Funkwellen und die Nutzung ihrer Möglichkeiten gegeben hätte - bin ich mir sicher - würde es heutzutage eine ähnliche Veranstaltung wie das JOTA geben. Die Entwicklung des Internets zum JOTI zeigt es überdeutlich. Der Amateurfunk stellt doch lediglich das Übertagungsmedium zur Verfügung, damit Menschen aus aller Welt miteinander in Kontakt treten können. Wenn wir uns für einen Augenblick aus unserem hochtechnisierten Europa lösen und auf die Entwicklungsländer schauen, werden wir feststellen, dass dort Funk das einzige, sichere Informationsmedium ist. Wollen wir die Menschen der Drittländer an unserem Geschehen teilhaben lassen, müssen wir uns auf deren technischen Voraussetzungen einlassen. Das ist auf dem Gebiet der Telekommunikation weltweit leider nicht überall vorhanden.

 

Die Funkamateure verfügen über ein gutes Wissen um elektrotechnische Vorgänge. Obwohl sie nur Amateure und keine Profis sind, können sie doch die technischen Zusammenhänge gut erklären, ohne dass schulischer Druck ausgeübt wird oder irgendein Notenzwang besteht. Mit angewandter Praxis (eigene Antenne bauen, Funkausbreitungsbedingungen anhand von automatisch arbeitenden Funkbaken studieren, Detektorempfänger oder elektronische Bastelkits löten) können die wesentlichen Grundzüge vermittelt werden.

 

Vor einem Jahr, als ich mir die Struktur dieser Ausarbeitung überlegte, war mir nicht bewusst, wie schnell in meinem Tätigkeitsfeld „Radio-Scouting und JOTA“ Veränderungen Fuß fassen können:

 

Nach mehreren Anläufen erhielt ich im Frühsommer 1999 auch die Bundesbeauftragung für das JOTI (Jamboree-On-The-Internet). Warum hat der Entscheidungsprozeß so lange gedauert? Ich nehme an, in der Bundesleitung war man sich über die Bedeutung des JOTI‘s nicht bewusst. Jedoch betrachtet man weltweit die Zuwachsraten an JOTI-Teilnehmern, so könnte die Frage aufgeworfen werden: Löst das Internet (JOTI) gar den Amateurfunk (JOTA) ab?

 

JOTA und JOTI dürfen keinesfalls als eine Konkurrenz zueinander gesehen werden! Deshalb ist es wichtig, nur  e i n e n  nationalen Ansprechpartner zu haben. Alles, was JOTA und JOTI trennen könnte, muss unterbleiben. Das JOTA hat in seinen 42 Jahren eine gut funktionierende Organisation zur Vorbereitung und Durchführung geschaffen. Davon profitiert heute eindeutig das JOTI, nutzt es doch die gleichen Informationswege bzw. Entscheidungsträger. Würde JOTI mit JOTA konkurrieren, würde dies mittelfristig aufgrund der höheren technischen Attraktivität (Computer, Netzwerke, Web, etc.) den Untergang des JOTA’s zur Folge haben. Im Anschluss daran aber würde auch das JOTI letztendlich scheitern – nichts wäre gewonnen.

 

Wir in Deutschland sind auf einem guten Weg in die technologische Pfadfinder-Zukunft! Der RdP-Arbeitskreis der nationalen Amateurfunk-Beauftragten hat durch die Einbindung der Radio-Scouts des German-Scout-Net und Internet-Web-Verantwortliche in die nationalen Planungen und Durchführungen von JOTA und JOTI als eine Veranstaltung eine solide Basis für eine gute Weiterentwicklung dieser Wochenendveranstaltung geschaffen. Darüber hinaus kann diese Art der Zusammenarbeit auch auf Europaebene wegweisend sein: Auf dem 5. European-JOTA/JOTI-Seminar im Mai 2000 in Rom wählten die anwesenden Teilnehmer Deutschland als Ausrichter des nächsten Europa-Seminars. Es soll 2003 auf Burg Rieneck stattfinden. Nicht zuletzt dieser Vertrauensbeweis durch das europäische Votum ist Herausforderung und Verpflichtung auf unserem Weg, JOTA und JOTI als eine  gemeinsame Veranstaltung zusammenzuführen.

 

Allein von seiner technischen Ausrichtung haben JOTA oder JOTI keine dauerhafte Überlebenschance. Sie sind nur gemeinsam Mittel zum Zweck, damit Pfadfinder (Menschen)

 

untereinander kommunizieren können;

technische Zusammenhänge spielerisch lernen und begreifen können.

 

Die Begriffe „Jamboree-On-The-Air“ (JOTA) und „Jamboree-On-The-Internet“ (JOTI) werden nicht für ewig gelten können (auch wenn dies Les Mitchell nicht gerne lesen wird). Sie werden weichen müssen für einen Begriff, der allumfassender ist und besser den Kern trifft. Auf dem Europa-Seminar in Rom herrschte große Übereinstimmung für  e i n e  Veranstaltung mit  e i n e m  Namen. Vielleicht reden wir schon bald nur noch von einem

 



Jamboree-of-Communication (JoCom)

 

Wer weiß?

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