1.
Günni E. stellt sich vor
1.1
Zur Person
Mein
Name ist Günter Erdmann und ich wurde am 17. Mai 1956 in Bremen
geboren. Ich
hatte vergleichsweise alte Eltern, meine Mutter war zu meiner Geburt 36
Jahre,
mein Vater fast 57 Jahre alt. Im Alter von 10 Jahren - meine 11 Jahre
ältere
Schwester war zu der Zeit schon zu Hause ausgezogen - trennten sich
meine
Eltern, und ich lebte fortan alleine bei meiner Mutter.
1.2
Christlicher Pfadfinder
1969
fand ich nach einer Werbeaktion in der Schule zusammen mit anderen
Klassenkameraden zum Stamm „Daniel von Büren“ (DvB = alter Bremer
Bürgermeister) der damaligen CPD (Christliche Pfadfinderschaft
Deutschlands,
später aufgegangen in den VCP) in Bremen-Kattenesch. Von diesem
Zeitpunkt an
nahm das Unternehmen Pfadfinder einen immer höheren Stellenwert in
meinem Leben
ein. Neben der Schule/der Lehre/dem Grundwehrdienst/dem Studium gab es
nur noch
die Pfadfinder. Das eigene Freizeitverhalten war total darauf
ausgerichtet.
Selbst der Freundeskreis bestand fast nur aus Pfadfindern.
Mein
Werdegang als Pfadfinder wurde begleitet von einer Vielzahl von
Schulungen und
Kursen, die eine gute Grundlage bildeten für die Aufgaben eines
zukünftigen
Gruppenleiters. Von 1971 bis 1981 war ich (z.T. gleichzeitig) als
Gruppenleiter, Trupp- und Stammesleiter sowie in der Bezirksführung für
die
Pfadfinderstufe tätig. Während meines Grundwehrdienstes gründete ich
gleichzeitig Neuanfänge in Bremen-Rönnebeck und Bremerhaven, welcher
noch heute
als Stamm Bonifatius existiert.
Zum
Sommer 1981 hin - nach dem Abschluss des Elektro-Ingenieurstudiums und
eigener
Hochzeit - beendete ich sämtliche Aktivitäten in Sachen
Pfadfinderarbeit und
begab mich in einen „dornröschenartigen Schlaf“, der bis Anfang der
90er Jahre
andauerte.
1.3
Back to the Roots
Irgendjemand
von DvB sprach mich irgendwann an, ob ich nicht einmal wieder
vorbeikommen
wolle. In der Zwischenzeit gab es neue Gesichter und Gruppen bei den
Bremer
Pfadfindern ... und eine Oktoberaktivität namens „JOTA“, an der ich als
Gast
zeitweise teilnahm. Im Pfarrgarten war eine Jurtenburg aufgebaut. Von
dem, was
da im Einzelnen geschah (und vor allem was „JOTA“ bedeutete) hatte ich
keine
Ahnung - aber in der Jurte sitzend und dem Stimmengewirr aus dem
Lautsprecher
lauschend, erwischte mich dieser Virus total:
Ich wollte
selber über Funk mit
Menschen sprechen können!
1.4
Hobby Amateurfunk
Gesagt
- getan! Der Deutsche Amateur-Radio-Club (DARC) als
Funk-Interessenverband
führt in seinen Ortsverbänden Schulungsmaßnahmen zur Vorbereitung auf
die
Amateurfunkprüfung durch, an der ich erfolgreich teilnahm.
Ähnlich
wie bei der Führerscheinprüfung gibt es im Amateurfunk verschiedene
Funkzeugnisse, die es einem in unterschiedlichen Klassen erlauben, auf
mehr
oder weniger bestimmten Funkbändern mit Anderen in Kontakt zu treten.
Hierzu
wurde in Deutschland extra ein Amateurfunkgesetz erlassen. In ihm
finden sich
die folgenden Definitionen:
Der Funkamateur ist ein
Mensch, der sich aus persönlicher
Neigung und nicht aus gewerblich-wirtschaftlichem Interesse mit dem
Amateurfunkdienst befasst. ... Der Amateurfunkdienst dient dem
Funkverkehr der
Funkamateure untereinander, zur eigenen Weiterbildung und zur
Völkerverständigung. Funkamateure unterstützen Hilfsaktionen in Not-
und
Katastrophenfällen (Anm.: Unterstützung des Rettungsfunks nach
Zusammenbruch
des Telefonnetzes während des Schneechaos in Schleswig-Holstein Anfang
der 80er
Jahre).
Ein
wichtiger Unterschied zum Jedermann-Funk liegt in der höheren
Freizügigkeit:
Ein CB-Funker muss sein Funkgerät im Kaufhaus erwerben
(CE-Kennzeichnung) und
unterliegt großen Leistungs- und Betriebsartenbegrenzungen. Die
mögliche
Reichweite für eine Funkverbindung ist erheblich eingeschränkt (Radius
ca. 2-4
km je nach Antennenhöhe über Grund). Ein Funkamateur darf für seine
Funkgeräte
und Antennen auch Eigenbauten benutzen und diese mit höheren
Sendeleistungen
betreiben (Kontakte rund um die Welt sind machbar). Dabei sind u.a.
folgende
Betriebsarten möglich:
Amateurfunkfernsehen
(ATV), Einzelbildübertragung (SSTV), Digitalfunk (Packet-Radio, RTTY,
PACTOR,
Fax), Morsen (Telegrafie), Sprechfunk direkt und über Umsetzer
(frequenz- ,
amplituden- und einseitenbandmoduliert), Sprechfunk über Satelliten,
Erde-Mond-Erde-Funkverbindung (EME = Mond dient als Reflektor),
Funkverbindungen unter Zuhilfenahme besonderer Wetterbedingungen
(Meteorscatter, starkes Hochdruckgebiet, Inversionswetterlage, Aurora), Fuchsjagd (Funk-Peilen).
Auf
je 1000 Einwohner in den europäischen Industriestaaten kommt
durchschnittlich
ein Funkamateur.
1.5
Faszination Funk
Ich
nutze den Amateurfunk zum einen, um Nachrichten mit anderen
Funkamateuren
auszutauschen und mir aus „Mailboxen“ Aufsätze zu bestimmten Themen,
wie z.B.
„Scouts“, „JOTA“, etc. auszulesen
(Packet-Radio, funktioniert wie Internet – nur kostengünstiger). Zum
anderen
freue ich mich, wenn ich mit bekannten oder fremden Menschen in Kontakt
kommen,
mich mit ihnen unterhalten und dabei eventuell etwas über sie, ihre
Interessen
und Hobbys, die Heimatorte und -länder in Erfahrung bringen kann
(Sprechfunk,
meistens auf der Kurzwelle und unverschlüsselt in „offener Sprache“,
d.h.
meistens auf Englisch). Besonders gerne unterhalte ich mich mit
Skandinaviern
auf Schwedisch. Da diese sehr reisefreudig sind, kamen so schon schöne
Verbindungen nach Norwegen, Schweden, Finnland, Dänemark, Portugal,
Gran
Canaria, Zentralafrikanische Republik, Simbabwe, Kanada und USA
zustande. Die
einzige gemeinsame Sprache über Funk mit einem Russen aus Karelien war
...
Schwedisch!
Je
nach Aktivität trifft man auch immer wieder auf „alte Bekannte“. Aus
solchen
Funkgesprächen können Einladungen - und aus Einladungen Besuche werden.
Meine
Familie und ich waren einmal während eines Skandinavienurlaubs mit dem
Wohnwagen über Funk nur „zum Kaffee
trinken“ gebeten worden und konnten uns erst anderntags am späten
Vormittag
wieder verabschieden.
Amateurfunk
heißt nun aber nicht, sich selbst billig durch die Welt zu schnorren.
Jedoch
haben die Amateurfunkbetreiber den sog. Hamspirit geformt (Ham =
Funkamateur).
Dieser Geist bedeutet nichts anderes als gegenseitige Rücksichtnahme,
selbstverständliche Unterstützung, selbstlose Hilfe und Spaß am
gemeinsamen
Hobby. Gibt es noch einen Unterschied, wenn nun das Wort ‚Amateurfunk‘
durch
‚Pfadfinderarbeit‘ ausgetauscht wird?